„der fremde Fuß”
Kamera/Schnitt Robert Lischka – Liro Film
Assistenz
Jakob Defant
SchauspielerInnen
Yvonne Hotz
Raphael Mayer
Carlton Bunce
Gerhart Neuner
Kostüme
Irene Hartmann
Komparserie
Waki Maier
Raphael Mayer
Yvonne Hotz
N.G. Neuner
N.G. Neuner
Kurzfilm in progress
„Madame von Pillar“ Ein modernes Märchen
„Madame von Pillar“
Ein Märchen über die Volatilität des Gleichgewichts.
Der Kater einer verarmte Adeligen, der Dame von Pillar, die vor kurzem dem Mädchen Anna das Leben geschenkt hatte, sprang einmal von der hohen Fensterbank zum Rand des Kindbettchens, um das neue Lebewesen zu begucken. Ein scharfer Windstoß schlug die Scheibe gegen den fliegenden Kater, sodass das geschmeidige Tier seine Flugbahn änderte und , Halt suchend, sich in den Augen des Kindes verkrallte. Während die Wiege aufgeregt hin und her schaukelte, liefen die Augen des Winzlings Anna anstelle von Tränen aus. Madame von Pillar, vom Geschrei des Babys aus dem Spätnachmittagsschlaf gerissen, heulte in den Himmel, als sie die Bescherung sah. Sie packte den Kater in blinder Wut, warf ihn in die Waschtrommel und schwor, so war ich vom Geschlecht derer von Pillar abstamme, werde ich dem Vieh das Blut aus den Adern schleudern. Sprachs und schaltete den Schleudergang an. Als die Trommel zu kreisen anhob, begann sich die Welt um den Kater zu drehen. Bald umschloss eine Augenkette das Sichtglas. Je stärker die Zentrifugalkräfte auf das Tier einwirkten, umso mehr Augen verschmolzen zu einem. Als die Dame von Pillar einen weiteren Schwur ausstieß, schaute ein großes, böses Einauge hinaus in die Welt. Solange Milch die Anna zwingt, das Kazenvieh nur Giftmilch trinkt, schrie die verzweifele Madame von Pillar.. Die Folgen ihres Schwurs waren bald unübersehbar. Überall krümten sich sterbende Katzen. Ein Heer von Mäusen, das nun freie Bahn hatte, wuchs heran und fraß sich durch die Stadt. Sie verknabberten was sich ihnen in den Weg stellte. Auch die industriell gefertigten Mäusefallen konnten ihrer nicht Herr werden. Krankheiten griffen um sich und rafften den Großteil der Bevölkerung dahin. Die Prediger der Stadt lasen unzählige Katzenmessen und der Magistrat baute eine 1000 Meter hohe Stele auf der on the top ein versteinerter Kater nach seinesgleichen Ausschau hielt. Die Städter tauften das Denkmal Katerpillar. Es sprach sich im Lande herum, dass die Mäuse im Städtchen der Madame von Pillar, die nun auf Grund der ungebrochenen Nahrungskette, die Stadtratten bei weitem an Größe überragten, jedem Kater, jeder Kätzin den Garaus machten. Andere Städte sandten ihrer ausgemusterten Kater und Katzen, mit dem Bescheid, dass die Opfertiere den Hunger der Mäuse stillen sollten. An einem düsteren Januartag, das Licht war bereits aus den Häusern gefallen und hatte lange, bläuliche Schatten in die verschneiten Straßen gemalt, streifte die sechsjährige Anna mit ihrem Blindenstab über denpudrigen Schnee. Sie hatte für ihre Mutter Milch eingekauft. Weiche Halbkreise zeichnete der Blind Stick in das weiße Tuch. Plötzlich verhakte sich der Kopf des Stabes in einem weißen, weichen Knäuel. Das Mädchen, unschlüssig was zu tun, lauschte mit gespitzten Ohren. Das Kätzchen hatte von der vergifteten Milch getrunken und näherte sich dem Tod. Anna, die den langsamen Herzschlag vernahm, hob das erstarrende Tier auf und trug das mit dem Milchtod ringende Kätzchen nachhause zu sich ins Bett .Dort wärmte sie es mit ihrem Leib. Ihre Mutter, Madame von Pillar, war so sehr mit dem Vergiften von Milchnäpfen in der Stadt beschäftigt, dass diese abends nur noch todmüde ins Bett fiel. Über Wochen pflegte Anna das Tier bis es gesundete und Mäuse zu fressen begann. Daran mangelte es nicht. Das sprach sich herum. Und ehe ein Jahr vorüber, schickten die benachbarten Städte eine große Zahl ihrer besten Kater und Kätzinnen, da sie erkannten hatten, dass die Mäuseflut vielleicht schon übers Jahr auch ihre Häuser und Kinder für immer fortschwemmen könnte. Im Nu war das Gleichgewicht zwischen Maus und Katz wiederhergestellt und die noch heilen Sinnesorgane des Mädchens Anna, die sich in der Blüte ihrer Jahre befand, hatten ihre Fähigkeiten vervollkommnet, sodass es mit Händen, Füßen, Ohren und Nase praktisch wieder sehen gelernt hatte.
Text
N.G. Neuner